BODE-MUSEUM Christoph Hagel inszeniert Mozarts „Figaros Hochzeit“

Ein liebestoller Tag

Beaumarchais` Schauspiel „Der tolle Tag” von 1784, literarischer Vorbote der französischen Revolution, wurde von Lorenzo da Ponte zu einem Opernstoff umgearbeitet. Der 30-jährige Wolfgang Amadeus Mozart, auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft angekommen, komponierte 1786 das mehrfach von der Wiener Zensur beschnittene Libretto und schuf ein unsterbliches Kunstwerk: „Figaros Hochzeit“.

Nach einer sensationellen Europatournee mit „Flying Bach“ (Echo Klassik Sonderpreis 2010) zeigt Dirigent und Regisseur Christoph Hagel im Bode-Museum nach drei tragischen Stoffen mit „Figaros Hochzeit“ nun eine Komödie. Neun Menschen auf einem Schloss bei Sevilla sind sich sozusagen ausgeliefert. Jeder heckt einen Plan aus oder bereitet eine Intrige vor, jeder macht jedem einen Strich durch die Rechnung, jeder verheimlicht jedem etwas. Die Arien der Gräfin und der Susanna zeichnen nach Ansicht von Christoph Hagel „faszinierende und berührende Charaktere, während die Männerarien eher ins komische Fach tendieren.

Liebe und Begierde bestimmen die Szenerie: Der Graf steigt lieber der Kammerzofe Susanna hinterher, als sich um seine junge Frau zu kümmern. Susanna will jedoch den Kammerdiener Figaro heiraten. Und dann ist da noch Cherubino, eine Knabe noch, der, von seinen frisch erwachten Liebestrieben überwältigt, der Gräfin heiße Liebesbriefe schreibt und sich sogar in ihrem Schlafzimmer versteckt. Als der Graf dort auftaucht, muss die Gräfin den Jungen im Ankleidezimmer verstecken - eine peinliche Situation für die unschuldige Dame. Noch peinlicher wird es beim vermeintlichen Date des Grafen mit Susanna im nächtlichen Park. Auch alle anderen geistern im Park umher und am Ende weiß niemand, wer sich mit wem hinter welchem Gebüsch versteckt. Als alles auffliegt, muss der Graf vor aller Augen erkennen, dass er dabei war, seine Frau mit seiner Frau zu betrügen. Auch die anderen haben sich nicht mit Ruhm bekleckert. Nur Susanna hat alles richtig gemacht: unberührt kann sie am nächsten Morgen Figaro heiraten.

In seiner Inszenierung experimentiert Christoph Hagel mit Elementen des „physical theatre“ und der französischen „mime corporel“. Der berühmte Fandango im dritten Akt wird historisch getanzt und wendet sich dann dem Flamenco zu. Da Ponte berichtete in seinen Memoiren, wie wichtig Mozart der Tanz in dieser Oper war. Joseph II soll deshalb sogar das strikte Tanzverbot am Hofe für den Figaro aufgehoben haben. Er setzt auf Bewegung und Tempo und arbeitet ebenso mit Slapstick wie mit klassischem Ballett und Rokokotanz.

Für Hagel ist „Figaros Hochzeit“ eine Komödie des Sozialen: „Jeder ist mit jedem verbandelt, jeder hat gegen jeden etwas in der Hand, jeder macht jedem einen Strich durch die Rechnung. Nichts klappt. Halt gibt nur Mozarts Musik.“