Cosi Fan Tutte – Sex, lügen & TV im ewerk

Christoph Hagel inszeniert Mozarts Seitensprungoper als TV-Show

1790 verfassten Lorenzo da Ponte und Wolfgang Amadeus Mozart die Geschichte einer unsagbaren Wette: „Cosi fan tutte“. Zwei Offiziere umgarnen und umspielen die Frau des jeweils Anderen mit dem Ziel, ihr das Eheversprechen zu entlocken. Zum Beweis ihrer (Un)tugend zum Gewinn der Wette.

Wetten. Lügen. Lieben. Eine Geschichte, wie sie medientauglicher nicht sein könnte. Das alte Spiel um Geld, Liebe und Sex wird von der heutigen Unterhaltungsindustrie täglich aufs Neue arrangiert. Christoph Hagel inszeniert Mozarts Ménage à quatre als Fernsehshow, deren dramaturgisches Moment in der Wahrscheinlichkeit des Fremdgehens liegt. Den Blick auf die quotenstarken Herz-Schmerz-Formate gerichtet, schafft Hagel mit Bildreminiszenzen aus Dating-, Kuppel- und Hochzeitsshows eine neue Variante des über 200 Jahre alten Operntextes. Zwei Liebespaare aus Berlin wollen die Ehe, die Treue und das ganz große Geld. Der Regisseur der Show die ganz großen Quoten.

Für die Produktion konnten junge Stimmtalente, Filmemacher, die Berliner Symphoniker und niemand geringeres als Alfred Biolek gewonnen werden, der Assoziationen aus über dreißig Jahren bundesdeutscher Fernsehgeschichte in die Inszenierung einbringt und ihr eine authentische Poesie verleiht. Ironisch gibt Biolek den Moderator einer TV-Show, wie sie nicht sein sollte. So unterstützt, erzählt Christoph Hagel – ohne große Moral – mit Mitteln des Theaters, des Films und der Musik von der Unmöglichkeit des Richtigen im Falschen. Den Moment der Erlösung überlässt er einzig allein der Musik Mozarts. Sie polarisiert zwischen Aufrichtigkeit und vorgetäuschter Leidenschaft, balanciert zwischen Lust und Schmerz und schafft eine Architektur der Sehnsucht und Hoffnung.

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