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Liebe, Begierde und Verrat
Mozarts „Titus“ im Bode-Museum

Nach „Die Zauberflöte in der U-Bahn“, „Cosi fan tutte“ im Ewerk, „Flying Bach“in der Neuen Nationalgalerie und den Erfolgen von „Apollo und Hyacinth“ sowie „Orpheus und Eurydike“ im Bode-Museum präsentiert Opernregisseur und Dirigent Christoph Hagel, Gewinner des ECHO Klassik-Sonderpreises 2010, seine dritte und neueste Produktion im Bode-Museum auf der Museumsinsel: Ab dem 26. Oktober inszeniert er „Titus“ von Wolfgang Amadeus Mozart.

Die römische Edeldame Vitellia liebt den jungen Kaiser Titus auf fanatische Weise. Als er sie zurückweist, beauftragt sie den Höfling Sesto, Titus zu töten. Sesto ist der „femme fatale“ Vitellia verfallen, Titus aber seit Kindestagen sein engster Freund. Zwischen Begierde und Freundschaft zerrissen, setzt Sesto das Kapitol in Brand und verübt einen Mordanschlag auf Titus. Dieser überlebt, Sesto wird der Prozess gemacht. Als er verurteilt wird, ohne die Auftraggeberin zu nennen, bereut Vitellia ihren perfiden Plan. Zu spät?

Hagels Neuinterpretation der Oper

Inhaltlich konzentriert sich Hagel auf die Dreiecksgeschichte des Werks, die Beziehungen und dramatischen Verflechtungen der Hauptfiguren Titus, Vitellia und Sesto. Es geht um Begierde, Macht, Freundschaft und Verrat. Einen Stoff, den griechische Mythensänger oder amerikanische Drehbuchautoren nicht besser hätten erfinden können.

Vitellia: „Wen liebst du mehr – mich oder deinen Freund?“
Sesto: „Wen liebst du mehr – die Rache oder mich?“


Musik, Sprache, Bewegung: Christoph Hagel greift die Trinität seines Orpheusprojekts im Bode-Museum auf und geht einen Schritt weiter. In seiner „Titus“-Inszenierung werden die drei Hauptrollen gleichzeitig von jeweils einem Sänger und Schauspieler verkörpert, die großen Szenen durch Sprechtheater in einer Bearbeitung von Michael Illner neu interpretiert. Martin Buczko, Solotänzer des Staatsballetts, tanzt den jungen Sesto zwischen Hamlet, Don Juan und heiligem Sebastian. Mozarts Herrscherchöre und drei weitere Rollen komplettieren die Aufführung, die von den Berliner Symphonikern unter Leitung von Dirigent Hagel begleitet wird.

Eine dramatische Dreiecksgeschichte, Crossover der ästhetischen Genres, spektakuläre Räume im Bode-Museum: Christoph Hagel macht „Titus" für ein heutiges Publikum neu erlebbar.


Mozarts letzte Auftragskomposition

Im Sommer 1791 erhielt Wolfgang Amadeus Mozart aus Prag den Auftrag eine Oper zur Krönung Leopolds II zum König von Böhmen zu komponieren. Anders als in seinem Wohnort Wien war Mozart in Prag nach den Riesenerfolgen von „Figaro“ und “Don Giovanni“ ein gefeierter Komponist. Von ihm erwartete man eine Neuvertonung des vor allem bei Krönungen beliebten Titus-Werks. Mit Caterino Mazzolà zog Mozart einen erfahrenen Librettisten heran, der die hundert Jahre alte Vorlage von Metastasio nach seinen dramatischen Wünschen umgestalten sollte. Für Mozart war der Huldigungscharakter von „Titus“ zweitrangig. Er widmete Titus, Vitellia und Sesto – diesen drei unlösbar miteinander verketteten Figuren – seine ganze Kunst. Für sie komponierte er Ensembles des Ausnahmezustands, Sesto legte er die großen Arien des Wahnsinns in die Kehle. Mozart schrieb „Titus“ parallel zur „Zauberflöte“. Am 6. September wurde „Titus“ im Ständetheater in Prag uraufgeführt, nur fünfzehn Tage danach folgte die Weltpremiere der „Zauberflöte“ in Wien. Mozart starb wenige Wochen später, am 5. Dezember 1791.